Hämatologie & Onkologie – ein Therapiegebiet mit hohem Bedarf für Innovationen

Jährlich erkranken in Deutschland ca. 500.000 Menschen an Krebs und die Prognose ist ernüchternd: Bis 2030 wird die Anzahl der Krebsneuerkrankungen voraussichtlich um rund 23 % steigen. Grund dafür ist vor allem der demografische Wandel (1). Aufgrund dieses hohen medizinischen Bedarfs zählt die Hämatologie & Onkologie seit Jahren unverändert zu den wichtigsten Bereichen der biopharmazeutischen Forschung (2) – auch bei Amgen.

Amgen ist mit 13 in Deutschland im Bereich Hämatologie und Onkologie zugelassenen Arzneimitteln (Stand: Juli 2025) ein wichtiger Akteur in diesem Therapiefeld. Unser Portfolio umfasst Arzneimittel zur Behandlung der Primärerkrankung sowie Supportivtherapien und geht von Blutkrebs über Knochenmetastasen bis zu soliden Tumoren.

Unsere Innovationen

Erforschung der BiTE® Technologie in München

An Amgens deutschem Forschungsstandort, der Amgen Research (Munich) GmbH, liegt der Fokus auf der Erforschung und Entwicklung von T-cell Engagern. Die dort originär entwickelte BiTE® (bispecific T cell engager) Technologie ist eine zielgerichtete immunonkologische Plattform, um körpereigene T-Zellen gegen tumorspezifische Antigene zu richten. Die bispezifischen Moleküle binden mit einem Arm an Tumorzellen und mit dem anderen Arm an T-Zellen und verknüpfen die beiden Zelltypen so miteinander. Dadurch können die T-Zellen den Tumor direkt und zielsicher angreifen. Die Krebszellen werden zerstört, gesundes Gewebe nimmt kaum oder gar keinen Schaden. 

Lesen Sie mehr zu Amgens innovativer BiTE® Technologie.

Therapie gegen EGFR – RAS-Status als Biomarker

Der epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptor EGFR ist u.a. beim metastasierten Kolorektalkarzinom von Bedeutung, denn er fördert das Tumorwachstum. Unsere Wissenschaftler:innen haben eine Therapie entwickelt, die diesen Mechanismus hemmt, indem sie gezielt an EGFR bindet.

Eine wichtige Erkenntnis bei dieser zielgerichteten Therapie war, dass sie nur bei Tumoren ohne RAS-Mutation („Wildtyp“) wirksam ist, so dass im Vorfeld eine Testung auf diesen Biomarker unbedingt erforderlich ist.

Inhibition statt „unbehandelbar“: bei KRAS G12C-Mutationen zielgerichtet das Tumorwachstum hemmen

KRAS-Mutationen sind bei vielen Krebserkrankungen Treiber für das Tumorwachstum. KRAS G12C, eine besondere KRAS-Mutation, kommt bei Lungenkrebs, Darmkrebs und anderen soliden Tumoren vor. Diese besondere KRAS-Mutation galt lange als nicht gezielt behandelbar.(3) Durch langjährige Forschung konnten unsere Wissenschaftler:innen einen Ansatz identifizieren, um das Tumorwachstum zu unterbinden. Sie entdeckten auf der Oberfläche des mutierten KRAS G12C-Proteins eine Furche, an der ein Inhibitor binden kann. Dieser hält das KRAS-Protein in seinem inaktiven Zustand und verhindert damit die onkogene Signalübertragung. Diese Entdeckung ermöglichte es, erstmals zielgerichtete Therapien für diese spezielle Krebsmutation zu entwickeln.

Weiterentwicklung der Proteasominhibition beim Multiplen Myelom

In der Behandlung des Multiplen Myeloms, einer nicht-heilbaren Form des Blutkrebses, haben wir den Ansatz der sogenannten Proteasominhibitoren weiterentwickelt. Krebszellen bilden vermehrt und oft falsch aufgebaute Eiweiße. Normalerweise baut der Proteasom-Komplex diese ab. Hier setzen Proteasominhibitoren an: Sie blockieren den natürlichen Abbau dieser Eiweiße, die sich infolgedessen in den Krebszellen anreichern. Diese Akkumulation von Proteinen führt dazu, dass die Krebszellen in die Apoptose (Zelltod) gehen.

Entdeckung und Nutzung des RANK-Ligand-Signalwegs

Mit der Entdeckung des RANK-Ligand-Signalwegs haben wir wichtige Erkenntnisse über das körpereigene System des Knochenauf- und -abbaus gewonnen. Diese nutzen wir für innovative Osteoporose-Therapien und zur Prävention von Komplikationen bei Knochenmetastasen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.leben-mit-knochenmetastasen.de 

Viren mit antitumoraler Wirkung

Viren, eigentlich Feinde des menschlichen Körpers, benötigen die Hilfe von Körperzellen, um sich zu vermehren. Diese Eigenschaft nutzen wir im Kampf gegen das metastasierte maligne Melanom, den schwarzen Hautkrebs. Speziell veränderte Herpes-Viren dringen nach Injektion gezielt in die Krebszelle ein, vermehren sich dort rasant und zerstören die Krebszelle. Dieser Prozess wird als „Onkolyse“ bezeichnet. Die onkolytischen Viren aktivieren zudem die Immunabwehr der Patientin oder des Patienten, so dass auch entfernt im Körper gelegene Tumorherde und Metastasen erkannt und zerstört werden können.

Chemotherapie und Immunabwehr

Eine der häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie ist ein Rückgang bestimmter weißer Blutzellen, der sogenannten neutrophilen Granulozyten. Diese Zellen spielen eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern. Sinkt ihre Zahl stark ab, wird das Immunsystem geschwächt, und der Körper kann Infektionen weniger effektiv bekämpfen. Hält dieser Zustand über längere Zeit an, kann es zu einer sogenannten febrilen Neutropenie kommen. Das bedeutet, dass zusätzlich Fieber als Zeichen einer Infektion auftritt. Dieser Zustand kann lebensbedrohlich werden und erfordert eine rasche medizinische Behandlung.

Wir haben Therapien entwickelt, die helfen, einer febrilen Neutropenie vorzubeugen. Sie stimulieren gezielt die Bildung neutrophiler Granulozyten und tragen so dazu bei, das Infektionsrisiko zu senken und die Sicherheit während der Chemotherapie zu erhöhen.

Behandlung der ITP (Hämatologie)

Bei der Immunthrombozytopenie (ITP) leiden Patientinnen und Patienten unter einer erhöhten Blutungsneigung. Ursache ist ein übermäßiger Abbau von Blutplättchen (Thrombozyten), die zudem nicht in ausreichender Menge neu gebildet werden. Dadurch ist die Blutgerinnung beeinträchtigt.

Wir haben eine Therapie entwickelt, die am Thrombopoetin-Rezeptor, dem zentralen Regulator der Thrombozytenbildung, ansetzt. Durch die Stimulation dieses Rezeptors kann die Produktion von Thrombozyten gesteigert und so die ITP gezielt behandelt werden.

Biosimilars in der Hämatologie & Onkologie

Neben der Erforschung von neuen, innovativen Therapien setzt Amgen auch auf die Entwicklung und Produktion von Biosimilars. Bereits heute sind drei Biosimilars von Amgen im Bereich der Onkologie und Hämatologie zugelassen, weitere Biosimilar-Kandidaten sind in der Pipeline.

HER2-Inhibitor gegen Brustkrebszellen

Das erste von Amgen in der EU eingeführte Biosimilar richtet sich gegen Brustkrebszellen, die eine erhöhte Anzahl von HER2-Rezeptoren auf der Zelloberfläche aufweisen. Diese Zellen zeigen typischerweise ein schnelleres Wachstum und eine erhöhte Teilungsrate als gesunde Körperzellen.

VEGF-Inhibitor bei soliden Tumoren

Dieses Biosimilar wird bei verschiedenen Krebserkrankungen eingesetzt. Sein Wirkstoff ist ein monoklonaler Antikörper, der den Gefäßwachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) bindet und damit dessen Wirkung blockiert.
Dadurch kann der Krebs keine ausreichende eigene Blutversorgung aufbauen, den Krebszellen werden Sauerstoff und Nährstoffe entzogen und so das Tumorwachstum gehemmt.

Biosimilarer Antikörper für PNH und aHUS

Diese Therapie blockiert gezielt einen Teil des Immunsystems: das sogenannte Komplementsystem. Es hilft normalerweise dabei, Krankheitserreger zu erkennen und zu zerstören, soll jedoch die körpereigenen Zellen verschonen.

Beim atypischen hämolytisch-urämischen Syndrom (aHUS) führt eine übermäßige Aktivierung des Komplementsystems zu Schädigungen der Gefäßwände, wodurch sich Blutgerinnsel in kleinsten Gefäßen bilden können. Das kann die Durchblutung wichtiger Organe, etwa der Nieren, beeinträchtigen und schwere Komplikationen verursachen.

Bei der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH) fehlen auf den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bestimmte Schutzproteine, die sie normalerweise vor Angriffen des Komplementsystems bewahren. Dadurch kommt es zur Zerstörung roter Blutkörperchen (Hämolyse).


Referenzen
1. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2021/krebs_in_deutschland_2021.pdf?__blob=publicationFile (Zugriff am 01.04.2025)
2. https://www.vfa.de/download/biotech-report-2024.pdf (Zugriff am 06.08.2025)
3. Huang, L., Guo, Z., Wang, F. et al. KRAS mutation: from undruggable to druggable in cancer. Sig Transduct Target Ther 6, 386 (2021). https://doi.org/10.1038/s41392-021-00780-4.
Nahaufnahme zweier Hände, die sich halten. Symbolisch für menschliche Nähe, Vertrauen und therapeutische Unterstützung.

Informationen für Patient:innen

Gut informiert ist es für Patientinnen und Patienten einfacher, zusammen mit den behandelnden Ärzt:innen den Therapieweg zu besprechen und den Alltag mit den Folgen der Erkrankung zu meistern. Wir von Amgen unterstützen Sie dabei mit Informationen im PDF-Format oder (teils) zum Bestellen.